Die Rückkehr des "Archaischen" (Robert Kurz)
In diesem Jahr (2012) hieß es Abschied nehmen von dem (in diesem Blog viel zitierten) Robert Kurz. Posthum erschien sein Buch "Geld ohne Wert", außerdem in der jüngsten EXIT!-Ausgabe Fragmente eines weiteres Buchs ("Krise und Kritik"), das er nicht mehr fertigstellen konnte.
Ich habe zwar erst wenig gelesen, aber es scheint im Rückblick so, als habe er noch einmal alle Register gezogen, um Seele und Geist seiner Mitmenschen wachzurütteln. Ob es was nützt?
Demnächst werde ich meinen persönlichen Nachruf auf Robert Kurz hier posten (er ist fast fertig).
Heute, am Silvestertag, zitiere ich den Schluß des Buchs "Geld ohne Wert", mit einem Kommentar von Claus Peter Ortlieb. Bitte um freundliche Beachtung für zukünftige Aktivitäten, also zunächst für 2013.
"Wer immer noch sagt, daß der Kapitalfetisch und seine immanente "Vernunft" ein positiver Fortschritt in der Geschichte der Menschheit gewesen seien (wie die Tauschidealisten als historische Idioten der Aufklärungsideologie), der muß unter den Bedingungen des 21. Jahrhunderts als postreligiöser Wahnsinniger bezeichnet werden, der den pseudo-religiösen Wahnsinnigen dieser Zeit in nichts nachsteht. Diese Vernunft wird von Grund auf zuschanden an ihrer eigenen historischen Konsequenz. Jener Notstand des modernen paradoxen Opferverhältnisses, der in der Vergangenheit periodisch aufschien, ist in der Weltgesellschaft des 21. Jahrhunderts für die Mehrheit bereits zum Normalzustand geworden und dringt Schritt für Schritt in die kapitalistischen Zentren vor. Bis tief in die Linke hinein macht sich eine irrationale und panische Identifikation mit dem grundlegenden Opferverhältnis geltend, weil man in diesen Kategorien auch intellektuell erzogen wurde, und den "anderen" Marx der radikalen Kritik am System des "abstrakten Reichtums" verdrängt hat.
Die Flucht in die Krisen-Mitverwaltung kann nur zur Komplizenschaft mit dem versachlichten und schließlich mit dem bewußt vollzogenen Menschenopfer führen; nicht mehr als Opferung der abstraktifizierten Arbeitsenergie, bis das ausgesaugte Menschenmaterial tot umfällt, sondern nach dem objektiveren Obsoletwerden dieses Zwangs nur noch als bürokratische "Sterbehilfe" für die Massen der kapitalistisch Unbrauchbaren, die anomische Züge annehmen muß. Nachdem das Geld vom symbolischen Opfer zur allgemeinen Wertgegenständlichkeit im System "abstrakter Arbeit" mutiert war, läßt nun das "Geld ohne Wert" auf dieser entwerteten entsubstantialisierter Basis quasi-archaische Verhältnisse zurückkehren, die aber keinem begrenzenden Ritual mehr unterliegen, sondern in einer ziellosen Schlächterei und Entzivilisierung enden. Waren die Metamorphosen des Geldes vom Menschenopfer zur symbolischen Ersatzgegenständlichkeit ein partieller Zivilisationsprozeß auf dem unüberwundenen Boden von Fetischverhältnissen, so hat der Kapitalfetisch eine verdinglichte Opferbewegung in Ganz gesetzt, die im Resultat alle zivilisatorischen Elemente der bisherigen menschlichen Geschichte zurücknimmt. Die aztekischen Blutpriester waren harmlos und menschenfreundlich im Vergleich mit den Opferbürokraten des globalen Kapitalfetisches an seiner historischen inneren Schranke." (soweit Robert Kurz)Claus Peter Ortlieb: "Was hier aufgezeigt wird, sind freilich nicht die Konsequenzen eines naturgesetzlichen Vorgangs, worauf hinzuweisen Robert Kurz nie müde geworden ist: Der Kapitalfetisch ist von Menschen gemacht und kann daher von ihnen auch überwunden werden. Die Barbarei ist nicht unvermeidlich."