Es haben die Völker zu allen Zeiten
jede Schlacht um den Frieden verloren ...singt Hannes Wader - ein Lied aus der Hochphase der Friedensbewegung.
Ich finde Gewalt an sich wenig faszinierend. Allerdings ist doch die Frage, ob es legitime Gewalt gibt, und unter welchen Umständen sie legitim ist. Diese Frage ist viel schwerer zu beantworten als mancher meinen mag. Da hilft auch der Hinweis auf das Gewaltmonopol des Staates nicht immer weiter, vor allem wenn der Staat dieses mißbraucht. Diese kritischen Fragen werden durch eine gründliche Auseinandersetzung mit dem sog. Terrorismus immer wieder neu beleuchtet und können wohl nie wirklich beantwortet werden.
Das wirklich Faszinierende am "Terrorismus" ist für mich aber weder die Gewalt noch die Frage nach der Legitimität von Gewalt, sondern die Motive der "Terroristen". Einige von ihnen mögen Schlägertypen sein oder gewesen sein, aber einige auch gewiß nicht: Was treibt letztere nun dazu, bis zu den äußersten Mitteln zu greifen, Gewalt gegen Menschen auszuüben und darüber hinaus auch sich selbst in die Gefahr zu begeben, jeden Augenblick ausgelöscht zu werden? Das sollten doch sehr starke Motive sein, und die interessieren mich.
Im großen und ganzen kann man wohl sagen, daß die RAF-Terroristen ziemlich gewaltgläubig waren. Viele sind es wohl heute noch, was keinesfalls bedeutet, daß sie ihre konkreten Taten von damals heute noch für richtig erachten. So schreibt Inge Viett z.B., daß sie sich damals schuldig gemacht habe, daß sich aber auch derjenige schuldig mache, der revolutionäre Gewalt für alle Zeiten ablehne: Dann würde der "marodierende Egoismus der Starken" niemals gebrochen werden. Und an anderer Stelle:
"Es ist ja einfach klar, da die Brie-Gysi-Bisky-Konzeptionen teilweise märchenhafte Wunschgebilde sind, gebaut auf die Gutwilligkeit und Einsichtigkeit des Kapitals, welches diese Eigenschaften aber leider nicht hat (Gesellschaftsvertrag). Jedenfalls sind sie noch nie und nirgendwo gesichtet worden."(Beide Zitate auf dem Buch "Einsprüche").
Und Karl-Heinz Dellwo, der die damaligen Taten vielleicht noch kritischer sieht, meint:
Ich bin kein Pazifist, ich glaube nicht an die friedliche Veränderung der Welt. (Der Tagesspiegel, Interview 25.3.07)
Zur Überzeugung, daß das System ein imperialistisches sei, das in den Untergang führt, kommt demnach die (durchaus dazu passende) Überzeugung, daß es mit nichtmilitanten politischen Mitteln nicht aufzuhalten sei.
Das halte ich neutral fest...
J.