DIESES JAHR
hat viele Leute wahnsinnig gemacht, oder blöde, oder rasend; ich gehöre zu den Letzteren. (Flaubert, Brief 1881)
hat viele Leute wahnsinnig gemacht, oder blöde, oder rasend; ich gehöre zu den Letzteren. (Flaubert, Brief 1881)
Während es noch zu früh ist, das alte Jahr zu verabschieden, darf man sich doch schon Gedanken über das neue machen. Wie auch Wenzel, mit einem Lied nach einem Text von Theodor Kramer:
Und noch einige Sätze, die schon jeder kennt, der gebildet ist (also ich eher nicht, ich habe die Lektüre der "Aufzeichnungen des Malte Laurids Brigge" noch vor mir, aber die folgenden Sätze sind mir schon mal vorweg in die Hände gefallen *g*).
Ich glaube, ich müßte anfangen, etwas zu arbeiten, jetzt, da ich sehen lerne. Ich bin achtundzwanzig, und es ist so gut wie nichts geschehen. Wiederholen wir: ich habe eine Studie über Carpaccio geschrieben, die schlecht ist, ein Drama, das »Ehe« heißt und etwas Falsches mit zweideutigen Mitteln beweisen will, und Verse.(Die Aufzeichnungen des Malte Laurids Brigge, R.M. Rilke)
Ach, aber mit Versen ist so wenig getan, wenn man sie früh schreibt. Man sollte warten damit und Sinn und Süßigkeit sammeln ein ganzes Leben lang und ein langes womöglich, und dann, ganz zum Schluß, vielleicht könnte man dann zehn Zeilen schreiben, die gut sind. Denn Verse sind nicht, wie die Leute meinen, Gefühle (die hat man früh genug), - es sind Erfahrungen. Um eines Verses willen muß man viele Städte sehen, Menschen und Dinge, man muß die Tiere kennen, man muß fühlen, wie die Vögel fliegen, und die Gebärde wissen, mit welcher die kleinen Blumen sich auftun am Morgen. Man muß zurückdenken können an Wege in unbekannten Gegenden, an unerwartete Begegnungen und an Abschiede, die man lange kommen sah, - an Kindheitstage, die noch unaufgeklärt sind, an die Eltern, die man kränken mußte, wenn sie einem eine Freude brachten und man begriff sie nicht (es war eine Freude für einen anderen -), an Kinderkrankheiten, die so seltsam anheben mit so vielen tiefen und schweren Verwandlungen, an Tage in stillen, verhaltenen Stuben und an Morgen am Meer, an das Meer überhaupt, an Meere, an Reisenächte, die hoch dahinrauschten und mit allen Sternen flogen, - und es ist noch nicht genug, wenn man an alles das denken darf.
Man muß Erinnerungen haben an viele Liebesnächte, von denen keine der andern glich, an Schreie von Kreißenden und an leichte, weiße, schlafende Wöchnerinnen, die sich schließen. Aber auch bei Sterbenden muß man gewesen sein, muß bei Toten gesessen haben in der Stube mit dem offenen Fenster und den stoßweisen Geräuschen. Und es genügt auch noch nicht, daß man Erinnerungen hat. Man muß sie vergessen können, wenn es viele sind, und man muß die große Geduld haben, zu warten, daß sie wiederkommen. Denn die Erinnerungen selbst sind es noch nicht . Erst wenn sie Blut werden in uns, Blick und Gebärde, namenlos und nicht mehr zu unterscheiden von uns selbst, erst dann kann es geschehen, daß in einer sehr seltenen Stunde das erste Wort eines Verses aufsteht in ihrer Mitte und aus ihnen ausgeht. Alle meine Verse aber sind anders entstanden, also sind es keine.
wird´s in diesem Blog, in diesen letzten Weihnachtsstunden. Tre Sorelle, die drei großartigen Schwestern, vor einigen Wochen schon einmal verlinkt, haben wieder zugeschlagen. Einfach wunderschön:
Interessant sind die selbst verfaßten. Hier muß jedes Wort sitzen, schließlich hat man nur einen Schuß frei :D
Ich habe aufgegeben
Ich geh gern in einer fremden Stadt(R. Mey, Friedhof)
auf den Friedhof, so ein Friedhof hat
etwas Gastfreundliches und steht allen offen
- manchem nur für seine Mittagszeit,
manchem für die ganze Ewigkeit ...
Nachdem Robert Kurz (von der Gruppe EXIT!) sich einerseits von den sog. "Antideutschen" deutlich distanziert hat, andrerseits aber, ganz ähnlich wie diese "Antideutschen", den Gaza-Krieg vor einem Jahr gerechtfertigt hat, weil erst die Vernichtung (sic!) der Hamas einen (wenn auch fragilen) Frieden für Israel und eine Verbesserung der palästinensischen Lebensbedingungen herbeiführen könne...bleibt es nun Moishe Postone vorbehalten, das Bild etwas zurechtzurücken:
Zur Debatte steht nicht, ob israelische Politik kritisiert werden kann oder nicht. Israelische Politik sollte kritisiert werden, insbesondere solche, die auf die Unterminierung jeder Möglichkeit eines lebensfähigen palästinensischen Staates zielt. Die Kritik des „Zionismus“ jedoch, die in vielen antiimperialistischen Zirkeln vorherrscht, geht über eine Kritik israelischer Politik hinaus, indem sie Israel und den „Zionisten“ eine einzigartige Böswilligkeit und konspiratorische Macht zuschreibt. Israel wird nicht kritisiert, wie andere Länder kritisiert werden, sondern als Verkörperung des tiefgehend und fundamental Bösen.
Diese Form des Antizionismus ist Teil des Problems, nicht Teil seiner Lösung. Weit davon entfernt, progressiv zu sein, verbündet er sich mit radikalen arabischen Nationalisten und Islamisten, also mit der radikalen Rechten im Mittleren Osten, und indem er das tut, stärkt er die israelische Rechte.Moishe Postone: Ein anderer deutscher Herbst auf exit-online.org
Kein Schreibfehler, denn auch Leonard Cohens Lied über den berühmten blauen Regenmantel hat ja einige Berühmtheit erlangt.
Kastan: Und irgendwie ist, glaube ich, jeder Journalist ein Zyniker - oder doch die meisten Journalisten.
»Leicht muß man sein. Mit leichter Hand und leichtem Herzen, halten und nehmen, halten und lassen… Die nicht so sind, die straft das Leben, und Gott erbarmt sich ihrer nicht.«
Die Iren sind sauer, weil Frankreich zur Fußball-WM 2010 fahren darf und Irland nicht. Nur durch ein Handspiel konnten sich die Franzosen qualifizieren, aber alle Proteste Irlands blieben vergeblich. Das ist eine ernste Sache, denn wie ich im sogleich verlinkten Thread erfahren durfte, gibt es den berühmten Spruch auch außerhalb Deutschlands: (sinngemäß) "Einige Leute glauben, daß es beim Fußball um Leben und Tod gehe. Aber tatsächlich geht es um viel mehr."