Heinz Kahlau und die De De Er
Erbe
Wenn wir den Sozialismus
einmal gereinigt haben
von seinen Alleswissern,
werden von ihnen zeugen
noch eine lange Zeit:
Dummheit, Narben
und schlechte Sitten.
Hochschule
An der Hochschule
für Ökonomie,
der jüngsten
aus den Kämpfen der Klassen
entstandenen
Universität
des Sozialismus -
kämpfen die Professoren
um die Einführung
einer Grußordnung.
Das sind zwei Gedichte von Heinz Kahlau , dem kürzlich verstorbenen Dichter, der mir vor seinem Tod nur vom Namen her bekannt gewesen war. Ich habe sie nicht zufällig ausgewählt:
Anläßlich seines Todes wurden verschiedene (andere) Gedichte veröffentlicht, die mir sehr gefielen. Darum kaufte ich mir den
Gedichtband "Die schönsten Gedichte - ausgewählt von Lutz Görner". Im Klappentext (2. Aufl., 2004) heißt es (Zitat Görner):
"Ich habe Heinz Kahlau nicht verbiegen und hellsichtiger machen wollen als er war und ist."
Diese Bemerkung machte mich stutzig! Wieso schreibt jemand so etwas? Es kann ja nach menschlichem Ermessen nur bedeuten:
Kahlau war nicht gerade besonders hellsichtig, jedenfalls auf einzelnen wesentlichen Gebieten.
Ein Blick ins Nachwort bringt schnell Aufklärung. Kahlau - Stasi - raus aus Stasi - Kritiker des "DDR-Sozialismus" - aber niemals auf der "anderen Seite", niemals VON der anderen Seite aus agierend, argumentierend, schreibend. Die Art von Gedichten, die bei diesem Ringen entstand, sehen wir (z.B.) oben.
Also wir lernen: Görner = der wesentlich hellsichtigere Ossi (das ist Ironie...), der aber Kahlau trotzdem geschätzt hat und ihn im Nachwort durchaus verteidigt.