Tuesday, December 30, 2008

Nochmal Henriette Haill

Es hat sich mir verschworen

Pechvogel ist mein Name,
Das ist das Wundersame:
Ich habe immer Pech.
Es lehnt am Meilensteine,
Hockt still am Wiesenraine
Und überfällt mich frech.

Es hat sich mir verschworen,
Im Pech bin ich geboren,
Es zieht mit mir durchs Land.
Pack ich das Glück beim Schopfe,
Es wird mir armem Tropfe
Zu Pech in meiner Hand.

Ich gräm mich nicht darüber,
Wohl anders wärs mir lieber,
Doch bin ich stets bereit:
Zu tragen diese Bürde
Mit unentwegter Würde
Und voller Fröhlichkeit.

Kann bleiben oder wandern,
Es findet keinen andern,
Nur mich zu jeder Frist.
Was soll ich sonst noch machen,
Als unter Tränen lachen
Und nehmen, wie es ist.
(Text: Henriette Haill)

Wenzel singt Henriette Haill (von ihm vertonte Gedichte)
Kurzbiographie von ihr

Sunday, December 28, 2008

Neues vom Bundespräsi

Bundespräsident Horst Köhler wünscht sich, dass deutsche Soldaten in der Öffentlichkeit verstärkt Uniform tragen. Auch über das Singen der Nationalhymne freut er sich. (Focus Online 28.12.08)

Ah ja. Wenn jemand nun meint, alle diese Aussagen des Bundespräsidenten (siehe auch Eintrag darunter) seien doch völlig hohl und irrelevant, hat er einerseits recht. :-) Andrerseits finde ich es keineswegs irrelevant, daß der Bundespräsident sich diese Sprüche erlauben zu können glaubt. :-)

Einer aber, EINER, ist Bundespräsidentversteher. Ihm wurde geheimes Material zugespielt, das aufzeigt, wie es in der Seele des Präsidenten wirklich aussieht. Es handelt sich um Hans-Eckardt Wenzel. Und hier geht´s lang.

Wednesday, December 24, 2008

Anstand

Als ich grad Spiegel Online gelesen habe, habe ich so lachen müssen. Der Anfang des Artikels über die Weihnachtsansprache des Bundespräsis hat schon gereicht.

WEIHNACHTSANSPRACHE DES PRÄSIDENTEN
Köhler schwört Deutsche auf Kraftakt ein
"Wir werden uns anstrengen müssen - aber ich habe Zuversicht": Bundespräsident Horst Köhler bereitet die Deutschen auf ein schwieriges Jahr 2009 vor. In seiner Weihnachtsansprache fordert er Anstand, Bescheidenheit und Maß gerade auch von Managern. (Spiegel Online 24.12.08)
Vollrausch?

Saturday, December 13, 2008

Wenzels "große Fresse" :)

Komm und lieb mich, daß ich mich vergesse,
küß mich lange, bis ich nichts mehr sag,
leg den Mund auf meine große Fresse
und bedien dich meiner wie ich´s mag.

Keine Zeile wird mir heut gelingen,
und mein Herz spinnt keine Melodie,
und ich brauche jetzt von allen Dingen
wohl am meisten deine spitzen Knie.

Wenzel, Verlorner Tag
Nachtrag: Video

Thursday, December 11, 2008

Nochmal zu den Anfängen der "Moderne"

Ich hatte das Thema schon, hier noch eine kurze Ergänzung dazu:

Vor allem sticht aber beim Vergleich von Mittelalter und Neuzeit die grundlegend verschiedene Qualität des technischen Fortschritts hervor: landwirtschaftliche Neuerungen im Mittelalter und städtische Rüstungs- und Luxustechnik bei Vernachlässigung der Landwirtschaft in der Neuzeit.«
Karl Georg Zinn: "Kanonen und Pest. Über die Ursprünge der Neuzeit im 15. und 16. Jahrhundert." (S. 58), Opladen 1989

Eine Verklärung des Mittelalters folgt daraus noch lange nicht, es sollte vielmehr im Auge behalten werden, daß ...
die Verwertungslogik und die abstrakte Arbeit nicht durch Produktivkraftentwicklung »aus dem Schoß« der vormodernen Agrargesellschaft geboren wurden, sondern ganz im Gegenteil als schiere »Destruktivkraftentwicklung«, die sich äußerlich als fremdes Prinzip erstickend über die agrarische Naturalwirtschaft legte, statt diese über ihre Beschränktheit hinaus weiterzuentwickeln.
Robert Kurz, Der Knall der Moderne (2002)

Sunday, December 07, 2008

Henriette Haill

Dichter, Sänger, Musiker und "Clown" Hans-Eckardt Wenzel hat sich der vergessenen österreichischen Dichterin Henriette Haill angenommen. Über sie findet man wirklich sehr wenig im Netz.

Christine Roiter hat ein schmales Büchlein über sie geschrieben:
Annäherung an einen vergessenen Engel
Ich glaube, der Buchtitel spielt auf ein Werk von Haill selbst an, das den "vergessenen Engel" im Titel hat.

Wie aus der Vorstellung der Wenzel-CD hervorgeht, war Haill ein zwar bescheidener, aber doch eher kämpferisch eingestellter kommunistischer Engel.

"Was kümmert mich im Grunde" ist ein schlichtes Gedicht, das von Wenzel (nebst vielen anderen) vertont und interpretiert wurde, man findet dieses bezaubernde Stück auf seiner Myspace Seite

Thursday, December 04, 2008

FJD wurde 77

Gestern konnte Alt-Liedermacher F.J. Degenhardt seinen 77. Geburtstag feiern. Nun will ich nicht gern Noten verteilen, viele haben ihre besonderen Qualitäten, aber FJD halte ich doch für den Größten seiner Zunft. Man schaue sich nur eines seiner besten Lieder, Wölfe mitten im Mai, an. Da stimmt einfach alles, inhaltlich, atmosphärisch, formal...

August der Schäfer hat Wölfe gehört,
Wölfe mitten im Mai, zwar nur zwei,
aber August der schwört,
sie hätten zusammen das Fraßlied geheult,
das aus früherer Zeit, und er schreit.
und sein Hut ist verbeult.
Schreit: "Rasch, holt die Sensen sonst ist es zu spät.
Schlagt sie tot, noch ehe der Hahn dreimal kräht."
Doch wer hört schon auf einen alten Hut
und ist auf der Hut? Und ist auf der Hut?

August der Schäfer ward niemehr geseh'n,
nur sein alter Hut, voller Blut,
schwamm im Bach. Circa zehn
hat dann später das Dorfhexenkind
nachts im Steinbruch entdeckt, blutbefleckt
und die Schnauze im Wind.
Dem Kind hat die Mutter den Mund zugehext,
hat geflüstert: "Bist still oder du verreckst!
Wer den bösen Wolf nicht vergißt, mein Kind,
bleibt immer ein Kind. Bleibt immer ein Kind."

(Komplett auf seiner Homepage )

Auch auf seinem Album Dreizehnbogen vom Frühjahr 2008 zeigt er sich in unveränderter Hochform und kreiert u.a. folgende Zeilen, die jetzt im Winter vielleicht schon viel besser verstanden werden:

Die Ernte droht, es ist die Zeit,
die letzten Früchte sind soweit,
voll schwerer Süße wie noch nie,
ein Hauch nur und dann platzen sie.
Die Arsenale sind gefüllt,
die Herzenswünsche fast gestillt,
die Ziele sind längst ausgesucht,
die Flüge alle schon gebucht,
die dürren Models drängeln sich
um letzte Tickets auf dem Strich.

Die Konsumenten lecken sich
die Lippen und sie glauben nicht,
daß irgendwas sich ändern soll,
es läuft doch eigentlich alles toll...


Nachdem er in den letzten 3 Jahren trotz Krankheit überraschend produktiv war, kann man gespannt sein, ob noch weitere Werke folgen werden. Ich wünsche Degenhardt alles Gute.

Tuesday, December 02, 2008

Schön

(finde ich, aber ich spinne bekanntlich)

Gras in S. (Wenzel, 1986, Album "Stirb mit mir ein Stück")

Sicher einmal, wenn nach tausend Jahren
Einer über diese Stelle streift,
Findet er ein Stück von unsern Haaren,
Das als Gras aus dieser Erde greift.

Diese Stelle wird es sein, es liegen
Beieinander dann wie jetzt wir zwei,
Müde, von den ewig langen Siegen,
Kommen fremd wir wieder hier vorbei.

Vor dem Gras gebückt, das grüne Riechen,
Die Erinnerung befällt uns blaß,
Eng verschlungen werden wir drauf kriechen
Wie Käfer, ohne Angst, im Gras.

Diese Stelle wird es sein, die Spitzen
All der Gräser sind zerdrückt und tot;
Wo wir einmal saßen, werden wieder sitzen
Wir bei einem endlos langen Abendrot.

Alles wird vergessen sein, das Gras wird wissen.
In die Erde wächst es Tag um Tag.
Das Gedächtnis ist ein grünes Kissen,
Das uns unterm nacktem Rücken lag.
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