Friday, February 01, 2013

Sexismus


Wikipedia versucht sich an einer "Sammeldefinition" (welche anschließend für die verschiedenen Anschauungen verfeinert wird). Sie lautet:

"
Unter Sexismus versteht man die soziale Konstruktion von sexuellen Unterschieden zwischen Menschen und die daraus abgeleiteten Normen und Handlungsweisen. Der Sexismus unterteilt alle Menschen anhand ihrer biologischen Geschlechtsmerkmale in Frauen und Männer, unterstellt ihnen damit eine grundlegende Unterschiedlichkeit und weist ihnen auf dieser Basis unterschiedliche Rechte und Pflichten zu."

Auch wenn von "sexuellen" Unterschieden die Rede ist, geht es erkennbar nicht um Sex(ualität). Sondern z.B. um das, was kürzlich eine Frau in einem Leserbrief an den stern berichtete: Kollege A sagt was, Kollege B sagt was, sie selbst sagt was, da meint der eine Kollege: "Wenn zwei MÄNNER sich unterhalten, sind SIE bitte still." (Es handelte sich um eine Frau mit langjähriger Berufserfahrung und um ein großes Unternehmen, in dem alle tätig waren)

 Was hat das nun mit Sex(ualität) zu tun? Nun, nichts. Interessanter für die Medien sind die Storys über gut oder schlecht ausgefüllte Dirndln. Auch solche Anzüglichkeiten sind natürlich Sexismus, wenn auch wohl nicht dessen schlimmste Variante. Es geht um Grenzüberschreitungen, Respektverweigerung usw., die manN sich aufgrund der gesellschaftlichen Abwertung des Weiblichen unter Bezugnahme auf tatsächliche biologische Unterschiede erlaubt. Es gibt aber keinen Grund, dieses Verhalten in Schutz zu nehmen und Frauen vorzuhalten, sie sollten sich nicht so haben. Schlecht steht Männern auch die Opferrolle a la: "Was dürfen wir überhaupt noch? Wir stehen ja bei jedem Flirtversuch mit einem Bein im Knast oder in der Zeitung."  Wer hier alles durcheinanderwirft, ist ungefähr so peinlich wie Brüderle.

Uta Glaubitz schreibt  auf Spiegel Online:
"Ich persönlich finde offenen Sexismus primitiv, kann aber damit umgehen. Deutlich abstoßender finde ich scheinbar wissenschaftliche, vorzugsweise biologistische Belege für die Unterschiede zwischen Mann und Frau im Berufsleben. Zum Beispiel: Da Frauen gebären, seien sie von Natur aus fürsorglicher und kooperativer und also gar nicht gemacht für harte Entscheidungen, wie sie im Top-Management gefragt sind."
Aber Frau Glaubitz, das ist doch gerade Sexismus. Offenbar gibt es wirklich ein großes Mißverständnis um diesen Begriff. In der Sache hat sie jedoch recht, und die Tatsache, daß "Fürsorglichkeit" meist positiv gemeint ist, ändert nichts an der Diskriminierung, wie wir spätestens seit Sarrazins "jüdischen Intelligenz-Genen" wissen.

Wenn man das aber so neutral betrachtet: Angebliche biologische "Differenzen" usw., wird dann nicht auch der  Mann diskriminiert? Ja, mit Sicherheit, wenn ihm z.B. Attribute wie Fürsorglichkeit abgesprochen werden. Aber wie man es dreht und wendet, die Frau ist in unserer gesellschaftlichen Formation, dem Kapitalismus mit den Vorzeichen Männlich-Weiß-Westlich das "abgewertete" Geschlecht, was nicht heißt, daß Frauen permanent "Opfer" seien und keine Vorteile hätten.