Monday, December 31, 2007

Im Gedenken an gewisse Tote 2007

Schließlich brauchen sie uns nicht mehr, die Früheentrückten,
man entwöhnt sich des Irdischen sanft, wie man den Brüsten
milde der Mutter entwächst. Aber wir, die so große
Geheimnisse brauchen, denen aus Trauer so oft
seliger Fortschritt entspringt -: könnten wir sein ohne sie?
Ist die Sage umsonst, daß einst in der Klage um Linos
wagende erste Musik dürre Erstarrung durchdrang;
daß erst im erschrockenen Raum, dem ein beinah göttlicher Jüngling
plötzlich für immer enttrat, das Leere in jene
Schwingung geriet, die uns jetzt hinreißt und tröstet und hilft.

Rainer Maria Rilke

Friday, December 07, 2007

Die Steinzeit

Oder: Warum Frauen nicht einparken und Männer nicht zuhören können

Liebe Leute!
Es ist ja in Ordnung, dass man heute "aufgeklärt" ist und sich nicht mehr vormacht, seinen genetischen Grundlagen entfliehen zu können. ABER! Dieses Steinzeitgequatsche immer... ich habe zwei Einwände:

Erstens, dafür gibt es immer mehr Belege, waren die Steinzeitler vielleicht gar nicht so primitiv wie vielfach angenommen wurde. Zweitens, der Mensch ist von Natur aus ein Kulturwesen, anders gesagt, Natur und Kultur sind bei ihm kaum zu trennen. Der Mensch ist auch ein Mangelwesen, er hat bei seiner Geburt sehr wenig auf dem Kasten :D Er muss lernen -> eine Frage von Sozialisation im jeweiligen kulturellen Umfeld. Wobei Herders bekanntes Statement "Der Mensch ist der erste Freigelassene der Schöpfung" sicher zu weit geht, aber einen richtigen Aspekt beinhaltet, nämlich eine weitgehende "Offenheit" des Menschen für seelisch-geistige Entwicklung.

Viele der heutigen "Eigenschaften" des modernen Menschen sind vermutlich systembedingt (Kapitalismus, Diktaturen...). Das gilt auch für viele Vorlieben in den Geschlechterbeziehungen, z.B. wenn Männer sich an nackten Frauen ergötzen, zu Huren gehen, oder Frauen gegenüber den Versorger heraushängen lassen - es mag noch so naturgegeben wirken, aber ich meine inzwischen, dass es sich um Verhaltensweisen/Vorlieben handelt, die in patriarchalen Systemen entstanden sind.

Das Problematische an so populären Steinzeitthesen ist, dass man so wird wie man glaubt zu sein. Unabänderlich zu sein, genetisch programmiert. Wer glaubt, ein primitiver Steinzeitmensch zu sein, wird mehr oder weniger auch einer werden. Und fällt damit vermutlich noch hinter den tatsächlichen Steinzeitmenschen (siehe oben) zurück.

Ein Problem bei alledem ist natürlich auch die Evolutionstheorie, d.h. dass wir glauben aus den Tieren hervorgegangen zu sein. Anscheinend ist diese Theorie aber kaum belegbar, eher sieht es so aus, als seien alle Arten, die es jetzt gibt, schon "immer" da gewesen. Die Vergangenheit bleibt ein Geheimnis, das wir nicht so schnell werden lüften können.