Saturday, October 28, 2006

Dieter Dehm

Dieter Dehm (ich kannte ihn vorher so gut wie nicht) scheint ein helles Köpfchen zu sein: http://www.jungewelt.de/2006/10-28/001.php
"Nachdem Biermann alle vier ­NATO-Bombenkriege promotet hat, bin ich aber nicht mehr stolz drauf, mich überall für ihn eingesetzt zu haben. "
"Verschwörungen werden nicht weniger, weil es die Verschwörungstheorie gibt."
Dazu gelungene Medienschelte :))

Jürgen

Thursday, October 26, 2006

Totenschändung in Afghanistan

Nicht so viel linken, lieber selbst was verfassen, heißt die Devise - eigentlich. Aber wenn andere die Arbeit bereits gemacht haben, sehr treffend, aber präziser als ich es könnte, dann gibt´s eben doch wieder einen Link, und zwar diesen:
http://www.freace.de/artikel/200610/251006b.html

Heuchlerbande, dreckige.

Jürgen

Sunday, October 22, 2006

Nachtrag zur Toilette in Elista

Nicht etwa ging es dem Topalov-Team um Störungen, die durch häufiges Aufstehen seitens Kramnik erfolgt sein könnten. Nein, man vermutete frech, Kramnik würde auf der Toilette zu unerlaubten Mitteln greifen (vor allem: auf die eine oder andere Weise Computer-Unterstützung erlangen). Daher legte Topalovs Manager einige Tage später noch eins drauf: Er verglich die Züge Kramniks mit den Zugvorschlägen des Schachprogramms Fritz und kam auf knapp 80% Übereinstimmung. Hierzu und zur weiteren Diskussion dazu zitiere ich einfach Fernschach-Großmeister Arno Nickel:


Meint ihr wirklich ein Kramnik bräuchte 50 Klobesuche, um sich auf
effektive Weise elektronisch zu dopen?Schande über euch - ihr beweist nur, daß
ihr vom Schach keinen blassen Schimmer habt. Mehr ist dazu nicht zu sagen.
Für Schachlaien: Drei Klobesuche pro Partie, zu den richtigen Zeitpunkten,
würden vollkommen ausreichen, um ein Match gegen Topalov sicher zu gewinnen,
vorausgesetzt, Topalov schummelt nicht ebenfalls
.

Nachtrag vom 23.10.: http://www.nd-online.de/artikel.asp?AID=99021&IDC=6
Interview mit Kramniks Manager


Saturday, October 21, 2006

Die Toiletten-Weltmeisterschaft (auch Schach-WM genannt)

Mit großer Spannung war (auch von mir!) das sog. Wiedervereinigungsmatch zwischen W. Topalov (FIDE-Weltmeister) und V. Kramnik erwartet worden. Kramnik war der "Weltmeister im klassischen Schach" - letztlich einfach dadurch legitimiert, daß er den anerkannt stärksten Spieler der Welt, Kasparov, im Jahr 2000 geschlagen hatte. Kasparov und N. Short hatten sich in ihrem Titelkampf 1993 von der FIDE losgesagt.

Schachlich gesehen war ich für Topalov. Nicht weil ich ihn für stärker hielt (nach dem Motto, der Bessere möge gewinnen), denn da tun sich die beiden nicht viel. Sondern weil er aufregenderes Schach spielt. Ähnlich wie die großen Vorkämpfer Aljechin oder Fischer versucht er dem Schachspiel seinen Willen aufzuzwingen. Kramnik kann eher mit Capablanca verglichen werden: Sicheres Gespür für die Stellung, Neigung zum Remis, schwer zu besiegen. Natürlich können auch die Kämpfertypen die dem Schachspiel innewohnenden Gesetze nicht einfach mißachten; es ist gerade die ständige Gratwanderung zwischen dem Machbaren und dem Überziehen, die den Reiz ausmacht. Dieser Reiz liegt auch in vielen Partien Topalovs, wobei er wohl häufiger "überzieht" als ein Fischer.

Menschlich gesehen stand mir dagegen Kramnik näher. Ich wußte allerdings über beide nicht allzu viel, und hätte weder über Kramnik etwas besonders Positives noch über Topalov etwas besonders Negatives sagen können. Nur so ein Gefühl....

Die WM in Elista, sie begann mit zwei Siegen Kramniks. Beide Partien schienen auf Remis hinauszulaufen, aber Topalov (siehe oben) überzog heillos, bzw. patzte. Es folgten zwei Remis, und die unrühmliche Toilettenaffäre. Beide Spieler hatten ein "private bathroom" zur Verfügung, wie es vertraglich zugesichert war. Nach der 4. Partie reklamierte Topalovs Team die zu häufigen "bathroom"-Aufenthalte Kramniks, die Zahl 50 pro Partie tauchte auf. Bis heute wird die Zahl 50 von Anhängern beider Lager immer wieder genannt, obwohl sie falsch (ebenfalls überzogen) ist. Das Schiedsgericht erkannte auf einen Kompromiss, der eine Beschränkung der vertragsgemäßen Rechte Kramniks vorsah. Kramnik trat zu diesen einseitig veränderten Bedingungen nicht zur 5. Partie an, sie wurde für ihn als verloren gewertet, wogegen er bis zum Ende des Wettkampfs protestierte. Nach Entfernung des Schiedsgerichts trat vor der 6. Partie wieder die alte Regelung in Kraft (oder jedenfalls eine, mit der Kramnik leben konnte) und die WM konnte zu Ende geführt werden, begleitet von vielen offenen Briefen und Protesten, aber ohne weitere Spielausfälle.

Der zusätzliche Skandal bestand darin, daß dem Topalov-Team Videobänder als "Beweismaterial" zur Verfügung gestellt wurden, womit ebenfalls Kramniks Rechte verletzt wurden.

Zur schachlichen Seite: Kramnik schien die Sache sicher nach Hause zu schaukeln, verlor aber die 8. und die 9. Partie nach Fehlern in der Eröffnung und weiteren relativ groben Fehlern. Auch die Partie die er noch gewann, stand unter dem Zeichen eines schlimmen Fehlers von Topalov. Somit ergab sich nach 12. Partien ein eigenartiges Bild: Die Hälfte der Partien wurden entschieden, was für Turniere auf höchstem Niveau eine ungewöhnlich hohe Quote ist. Eine Partie wurde allerdings nicht am Brett entschieden, die anderen 5 hauptsächlich aufgrund von Patzern des Verlierers. Trotzdem sprachen, glaube ich, beide Spieler von einem hohen Niveau. Das klingt kurios, ist aber wohl nicht ganz falsch: Es war hohes Niveau, abgesehen von den Patzern...

Natürlich war ich zum Schluß froh, daß Kramnik es (im Stichkampf über 4 Schnellpartien) noch schaffte, (alleiniger) Weltmeister zu werden. Vergeblich hatte die Schachwelt darauf gewartet, daß Topalov sich von seinem Team, insbesondere seinem Manager, distanziert. Vielmehr legte er in einem Interview mit einer bulgarischen Zeitung noch kräftig nach. Über Kramnik weiß ich immer noch nicht viel, aber ich glaube, er ist als Mensch ein ganz anderes Kaliber als Topalov.

Nun, Topalovs Manager will ein Buch herausbringen, in dem die ganze Wahrheit über die Toilette in Elista geschrieben steht. Die Welt wartet mit angehaltenem Atem....


Jürgen