Saturday, June 09, 2012

Permakultur?

Vor einiger Zeit habe ich Lierre Keith zitiert: "Der Ackerbau ist raubtierhaft; was er frißt sind Ökosysteme, und er verschlingt sie ganz."

Das hat mir gefallen, obwohl natürlich Fragen aufkommen: Müßte man nicht zwischen unterschiedlichen Arten/Formen des Ackerbaus unterscheiden? Und: Wie kriegt man ohne (oder bei deutlicher Reduzierung von) Ackerbau die 7 Milliarden Leutchen satt?

Ich habe mir dann ihr Buch "The vegetarian myth" geholt. Dort habe ich als erstes nach Beantwortung der Frage gesucht, wie sie die Weltbevölkerung ernähren will. Nun, was ich fand war: Wir haben mind. 6 Milliarden Menschen zuviel auf der Erde. Und wenn man sofort, konkret und persönlich, einen Betrag zur Verbesserung der Welt leisten möchte: Solle man doch bittschön keine Kinder machen.

Natürlich darf man diese Haltung nicht in einen Topf werfen mit (z.B.) derjenigen der kürzlich verstorbenen Biologin Lynn Margulis: "Vor allem versuche ich nicht, Leben zu retten. Die Bevölkerungsexplosion auf der Erde gefällt mir nicht". (Interview mit Labourjournal 2002). Lierre Keith WILL ja gerade Leben retten, nämlich u.a. indem sie den Menschen Fleischgenuß empfiehlt. (Sie beschreibt sehr eindringlich - und typisch amerikanisch, wenn man so will - wie sie das erste Mal nach ca. 20 Jahren wieder Fleisch aß: Das Gefühl von "FINALLY BEING FED"). Nein, Keith will es rein über die Geburtenrate regeln.

Sicherlich macht sie auch noch andere Vorschläge, "to save the world", aber dieser Ansatzpunkt, daß wir eigentlich schon 6 Milliarden zuviel sind für wirklich ökologische Lösungen, sagt mir, daß sehr wahrscheinlich schon was schiefgelaufen ist in ihrem Denken.

So habe mir gleich das nächste Buch geholt, eine Einführung in die sog. Permakultur. Da ich nur wenig darüber gelesen hatte, war ich zunächst gespannt: Geht das mit Tieren oder ohne? Sehr beruhigend ist die Auskunft:

"Permakultur-Systeme können vegan, lacto-vegetarisch oder fleischorientiert geprägt sein. Die persönliche Lebenseinstellung der Bewohner entscheidet darüber. Natürlich sind Grausamkeiten, wie sie in Tierfabriken praktiziert werden, nicht zu akzeptieren. Es kann aber ökologische Vorteile bringen, Haustiere auf dem Hof zu halten..."
Und die Frage, ob Permakultur die Welt ernähren kann, taucht bei "Antworten auf häufig gestellte Fragen" gleich als erstes auf. Dazu heißt es u.a.:
"Permakultur ist sicher nachhaltig. Aber wie kann man damit genug produzieren, um uns alle zu ernähren?
Vor allem durch Gartenbau statt Landwirtschaft. Ein Hektar kultiviertes Land in China produziert neun Mal so viele Kalorien wie ein Hektar in den USA. Der Schlüssel dazu liegt im Maßstab. Die chinesische Landwirtschaft ist etwas, das wir eher als Gartenbau bezeichnen würden. Sie beruht auf sehr kleinen Landflächen, auf denen sehr viele Menschen und sehr wenige Maschinen arbeiten. Die nordamerikanische Landwirtschaft beruht auf sehr großen Flächen mit einem Maximum an Maschinen und Chemikalien und so wenigen Menschen wie möglich. Das amerikanische System ist sehr produktiv, was den Gewinn angeht. (Obwohl dieser vor allem den Herstellern der Maschinen und Chemikalien sowie den Lebensmittelverarbeitern zugute kommt, weniger den Farmern.)

Aber das chinesische System produziert viel Nahrung. Das liegt daran, daß die Menge menschlicher Aufmerksamkeit pro Quadratkilometer mit großem Abstand der wichtigste Faktor für den Ertrag ist. Das soll nicht heißen, wir müßten die sehr arbeitsreichen Methoden einführen, die in Ländern wie China oft zum bäuerlichen Leben dazugehören. Permakulturentwürfe und -methoden können dem Landbau viel Arbeit nehmen..."

Natürlich merkt der Autor auch, daß all diese Konzepte nicht in unser Weltwirtschafssystem passen und träumt wie so viele von "Alternativwährungen" uä.. Das beruht auf einem mangelnden Verständnis des Kapitalismus, bzw. der ("unschuldigen") "Marktwirtschaft", die man fälschlicherweise glaubt vom ("bösen") Kapitalismus abkoppeln zu können.

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