Monday, September 08, 2008

Blutige Vernunft (3c)

Gerade die USA als einzige globale Supermacht von "Freiheit und Gleichheit" haben am Ende des 20. Jahrhunderts unter den Deckmänteln von "Jobs" (Elendstätigkeiten und persönlichen Betreuungsverhältnissen) und "Strafvollzug" millionenfach sklavenähnliche Verhältnisse neu hervorgebracht, in denen das abstrakte Recht in terroristische Willkür umschlägt. Flüchtlinge und Asylbewerber, die oft noch nicht einmal mehr irgendwelche Staatsbürger sind, sondern "Staatenlose" ohne Pass, verlieren den Status des Menschen qua Rechtsfähigkeit vollständig [...] und werden buchstäblich wie Tiere behandelt, sei es in "illegalen", völlig rechtlosen Beschäftigungsverhältnissen, sei es in KZ-ähnlichen Internierungslagern.

Weil es aus dieser Logik auf dem Boden der Wertvergesellschaftung kein Entkommen gibt, ist das Anerkennungs- und damit Selektionsverfahren immer schon auch "subjektiv" umkämpft. Die universelle Konkurrenz als untrennbarer Bestandteil des Rechts-Universalismus ist daher als Kampf um die Marktfähigkeit notwendigerweise auch ein Kampf um die Anerkennungsfähigkeit, weil alle wissen, dass es nie für alle reicht. Das hat nichts mit der Kapazität der sinnlich-materiellen Ressourcen zu tun, sondern mit der mangelnden Aufnahmekapazität der gesellschaftlichen Reproduktionsform , die ja gerade die Grundlage und Voraussetzung des abstrakten Rechtsuniversalismus und somit die Bedingung von dessen eigener Logik ist.
(Robert Kurz, Blutige Vernunft, 2004)

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