Wednesday, January 14, 2009

Rosa Luxemburg

Morgen (15.1.09) jährt sich ihr Todestag zum 90. Mal.
Robert Kurz schreibt im "Schwarzbuch Kapitalismus" (1999) zu ihrer Ermordung die folgenden Sätze, welche auch als Würdigung verstanden werden können:

Besonders Rosa Luxemburg vereinte in ihrer Person alles, was das kapitalistische Bewußtsein im allgemeinen und das Krisenbewußtsein im besonderen bis aufs Blut reizte. Das Jüdische, das Ausländische (Polin!), das Weibliche in einer nicht einmal haustierhaft kuschenden Gestalt (Theoretikerin!) und den Linksradikalismus mit seiner vagen Erinnerung an die Zukunft einer undenkbaren Befreiung vom System der "abstrakten Arbeit". Sicher war auch Rosa Luxemburg in den bürgerlichen Kategorien des Arbeiterbewegungs-Marxismus befangen, sie konnte natürlich nicht aus einer schon langen Geschichte der Domestizierung oppositonellen Denkens einfach hinausspringen; aber mit ihrer Theorie einer objektiven inneren Schranke des kapitalistischen Systems und der notwendigen "Selbsttätigkeit der Massen" kam sie doch von allen zeitgenössischen Denkpositionen am nächsten an die radikale Kritik der "schönen Maschine" mitsamt ihrer politischen Menschenverwaltung heran. Deshalb war es mit zwingender Konsequenz die erste Tat der Demokratie, "wehrhaft", wie sie stets war und ist, dieser 49jährigen Frau mit Gewehrkolben den Schädel zu zertrümmern.

Bei "Gefahr im Verzuge" muß eben manchmal etwas außerhalb des Rechtswegs durchgegriffen werden. Das ist keineswegs überzogene Polemik. Obwohl die "Spartakus"-Gruppe um Rosa Luxemburg keinerlei Massenbewegung repräsentierte, erschien schon allein ihr an die Grenzen des bürgerlichen Universums stoßendes Denken als ungeheure "Gefahr" und mußte deshalb um jeden Preis ausgelöscht werden.
Seite 267 der PDF-Version

1 Comments:

At Thu Jan 15, 03:15:00 PM 2009, Blogger Phönix said...

Tja, so war das...
Wie die Zeiten sich wandeln!
Heute bedroht der Kapitalismus sich selbst, ist sich selbst in den Personen und Institutionen, die für ihn stehen, der beste Gegner, den er je hatte, und was passiert?
Die outgesourcte Arbeitnehmerschaft wird in die Verelendung getrieben und den Verbrechern die Steuergelder in den gierigen Schlund gestopft, woran sie sich noch nicht mal verschlucken werden, vom Ersticken ganz zu schweigen.
Wie war das noch mal mit der Rosa und dem Gewehrkolben...?

 

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