Tuesday, November 04, 2008

Zusammenbruch des Kapitalismus - ja oder nein?

Claus Peter Ortlieb verteidigt hier die Theorie des kapitalistischen Zusammenbruchs, die von EXIT! (dieser Gruppe gehört er an) und Krisis (dieser Gruppe gehörte er vor der Abspaltung von EXIT! an) vertreten wird, gegen Einwände vor allem von Michael Heinrich. Er kommt zum Fazit:

Prognosen über die Verlaufsform des Niedergangs wären daher auf der Basis der hier durchgeführten Untersuchungen reine Spekulation, doch von einem Ende – so oder so – des Kapitalismus als Gesellschaftsformation sollte schon gesprochen werden, in anderem Sinne allerdings, als Heinrich (1999: 178) in Bezug auf die „Kurzsche Zusammenbruchstheorie“ meint:

„Für die Linke hatte die Zusammenbruchstheorie historisch immer eine Entlastungsfunktion: Egal wie schlimm die aktuellen Niederlagen auch waren, das Ende des Gegners war letztlich doch gewiss.“

Auch darin hat er unrecht. Es geht nicht um das Ende eines „Gegners“, sondern um unser eigenes. Der absehbare Niedergang einer Gesellschaftsform – ob nun als langsames Siechtum oder großer Knall –, deren über den Warenfetisch an sie gebundene Mitglieder gar nicht wissen, was ihnen geschieht, den wertförmigen Reichtum für natürlich halten und daher auch nach seinem Ende bestenfalls als Warensubjekte ohne Waren dahinvegetieren könnten, wäre bloß eine weitere, letzte Niederlage. Und umgekehrt: Nur eine durch bewusstes menschliches Handeln herbeigeführte Überwindung des Kapitalismus, also des wertförmigen Reichtums – und der von ihm konstituierten Subjektform – bietet überhaupt die Chance auf so etwas wie eine befreite postkapitalistische Gesellschaft. Sie müsste allerdings kommen, bevor der Wachstumszwang der Kapitalverwertung in Verbindung mit der Produktion des relativen Mehrwerts nur noch verbrannte Erde hinterlassen haben wird. Viel Zeit bleibt nicht.

0 Comments:

Post a Comment

<< Home