Ursula von der Leyen - Person und Politik
Auf Kritik stieß das Zitat von Roswitha Scholz (über v.d. Leyen) im Eintrag vom 26.4.08:
Als Figur, die Barbie-Püppi, siebenfache Mutter, Alzheimerelternpflegerin und Karrierefrau mühelos in sich vereint, könnte sie einem Comic entsprungen sein.Ich finde es nach wie vor gut! :)
Aber natürlich geht es letztlich nicht um die Person von der Leyen, sondern um Politik (ihre, aber nicht nur ihre), daher will ich das Zitat noch etwas fortführen:
Sie steht für die "kleine Selbständige", wie Irmgard Schütz sagt, die heute als Paradigma rund um die Welt geht und für Geld und (Über-)Leben meist in Elendsverhältnissen gleichermaßen zuständig ist (...). Von der Leyen und ihre Maßnahmen wenden diese Figur nun mittelschichtsadäguat. Vor allem gut bezahlte Mittelschichtsfrauen sollen durch Sondergratifikationen zum Kinderkriegen animiert werden. Die hat - wie oft herausgestellt - eine sozialdarwinistische Komponente und läuft auf Exklusion hinaus. Im Grunde soll die "Kinderproduktion" der Unterschichten gedrosselt werden. [...]
Die Politik von der Leyens schlägt somit drei Fliegen mit einer Klappe und findet ihren Schnittpunkt in Rassismus, ökonomischer und kultureller Benachteiligung, aber auch - und das ist auf den ersten Blick überraschend - sexistischer Diskriminierung. Allen Frauen wird nun zugemutet, eine Existenz als eierlegende Wollmichsau zu akzeptieren, auch wenn sie sich keine Dienstbotinnen leisten können, ansonsten droht der Entzug staatlicher Sozialleistungen. Und ganz nebenbei deckt sich solch ein Bild mit Phantasien einer "Weltrettung" durch zähe und empathische Frauen á la Schirrmacher (Schirrmacher, 2006 ["Minimum"]), die es selbst in Elendsverhältnissen mit ihren sozialen Fähigkeiten und ihrem ungeschmälerten "weiblichen Arbeitsvermögen" fertig bringen sollen, die heutige Krisensituation für alle halbwegs erträglich und sozialverträglich zu managen, wenn auch Mittelschichtsmänner zunehmenden Hausfrauisierungstendenzen unterliegen.
Man sollte sich also durch eine geplante Einrichtung von Kitas, Ganztagesschulen usw., sofern es im weitergehenden Krisenprozess überhaupt dazu kommt (Stichwort: Finanzmarktkrise; marxistisch betrachtet fallen die von der Leyen-Maßnahmen in den krisengebeutelten faux-frais-Bereich, wie wir sehen werden), und durch eine damit in Aussicht gestellte Gleichstellung von Frauen nicht irre machen lassen und etwa annehmen, es wäre schon das Ende des modernen Patriarchats in Sicht. Vielmehr wird das geschlechtliche Abspaltungsverhältnis durch derartige Politiker im Zuge der heutigen Krisenverwaltung auf neuem Niveau, oder besser gesagt: Verfallsniveau, in modifizierter Gestalt wiederum exekutiert.
(EXIT 5, Roswitha Scholz: Überflüssig sein und "Mittelschichtsangst" )
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