Monday, June 09, 2008

Kanonen und Kapitalismus

Zur Ergänzung des Schlußteils meines Eintrags vom 19.4.08:

Die alten agrarischen Krieger verwandelten sich in "Soldaten", das heißt in Empfänger von "Sold". Sie waren die ersten modernen "Lohnarbeiter", die ihr Leben vollständig durch Geldeinkommen und Warenkonsum reproduzieren mußten. Und deshalb kämpften sie nicht mehr für idealisierte Ziele, sondern nur noch für Geld. Ihnen war es gleich, wen sie totschossen, wenn nur der Sold "stimmte"; und so wurden sie zu den ersten Repräsentanten der "abstrakten Arbeit" (Marx) für das moderne warenproduzierende System.
[...]
Die bürokratischen Diktaturen der "nachholenden Modernisierung" im Osten und Süden mit ihren zentralistischen Apparaten waren nicht die Antipoden, sondern die Wiederholungstäter der kriegsökonomischen westlichen Geschichte, ohne diese einholen zu können. Die am meisten bürokratisierten und militarisierten Gesellschaften sind strukturell immer noch die westlichen Demokratien. Auch der Neoliberalismus ist ein spätes Kind der Kanonen, wie die gigantische Rüstung der "Reaganomics" und die Geschichte der 90er Jahre bewiesen haben. Die Ökonomie des Todes wird das unheimliche Erbe der modernen marktwirtschaftlichen Gesellschaft bleiben, bis der Killer-Kapitalismus sich selbst zerstört hat.
Robert Kurz: Kanonen und Kapitalismus

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