Tuesday, January 03, 2012

Das Phänomen Sibylle Berg

Es scheint sie zu stören, wenn man sie haßt. Es ist ihr auch unerklärlich; die Leute würden sie schließlich gar nicht kennen, schrieb sie kürzlich. Verblüffend! Tut sie doch alles, um den Unwillen so vieler Menschen wie nur möglich auf sich zu ziehen. Merkt sie das wirklich nicht, oder spielt sie doof?

Ich bin erst vor kurzem auf Sibylle Berg aufmerksam geworden, sie teilt sich ja auf Spiegel Online eine Kolumne mit fünf anderen Autoren und schreibt ca. ein Mal pro Woche. Ihre Bücher kenne ich nicht, angeblich soll es dort auch nicht allzu heiter zugehen. Genau das war der Grund, warum ich an ihren Texten hängengeblieben bin. Gegen gepflegte Weltuntergänge hatte ich noch nie etwas einzuwenden. Tenor: Was soll all der Quatsch, den die Leutchen so treiben, von Karriere bis Biokost, angesichts einer untergehenden Welt? Allerdings fragte mich dann eine Blog-Kollegin: Facelifting- und Magerwahn sind aber trotzdem noch sinnvoll, ja? Und ich sah Bilder von S. Berg und erkannte, daß sie fertig hat. Seitdem tut sie mir vor allen Dingen leid. Ist sie damit auch unglaubwürdig? Ist ja keine Politikerin, muß nicht "glaubwürdig" sein. Aber inwieweit kann man ihre Aussagen noch ernst nehmen? Will sie überhaupt ernst genommen werden oder nur unterhalten und Geld verdienen mit all ihrer Widersprüchlichkeit und den bereitwillig dargebotenen Angriffsflächen?

Die meisten kritisieren sie für ihre ewige Schwarzmalerei. Ich, wie gesagt, finde es nett, nur ist zuzugeben, daß dieses Motiv auch nicht gerade abendfüllend ist. Tatsächlich befaßt sie sich ja mit vielen Themen, trotz baldigem Untergang, und tritt in sämtliche Fettnäpfchen, auch in die meinigen...

Sie verfügt über ein aus Massenmedien und "Fachleuten" zusammengebasteltes solides Halbwissen. Das wäre noch nicht so ungewöhnlich, wenn sie dies nicht als Weisheit letzten Schluß verkaufen und scharf gegen jeden schießen würde, der ein wenig mehr Ahnung hat (ihrer Meinung nach aber gar keine). Das geht schon gefährlich in die Nähe der verabscheuenswerten Kombi "Ignoranz+Arroganz". Dieses Schießen aus der Hüfte kann aber literarischen Charme haben, keine Frage, und manchen Erkenntniswert: Ein Blitzen in finsterster Nacht. Deshalb tut sie es auch, bleibt zu vermuten, unbewußt oder bewußt. Verzicht auf mehr Informationen, um nicht in drögen Doktorarbeiten zu versinken?!

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