Historische Systemkrise - wie weiter?
Robert Kurz hat vor einigen Wochen einen Artikel im "Freitag" veröffentlicht ("Historische Systemkrise"), der über 40 Leserkommentare ausgelöst hat.
Der Autor hat dazu selbst in zwei Kommentaren Stellung genommen. Den zweiten gebe ich hier wortgetreu wieder, weil die Kommentare bei freitag.de nicht übersichtlich und auch nicht von allen Browsern darstellbar sind. Es gab auch eine Antwort darauf, worin Kurz´ Optimismus gegeißelt wird. Das ist natürlich ein Mißverständnis...
Robert Kurz schrieb am 17.02.2009 um 14:58(Hervorhebungen von mir) Quelle: www.freitag.de
Komentar zu den Kommentaren (Teil II)
Mein Kommentar zum Verhältnis von Arbeitsmarkt-Entwicklung und systemischen Grenzen des Kapitalismus hat wie üblich die Frage nach Bewältigungsrezepten hervorgerufen. Einige Diskutanten haben darauf mit dem Hinweis geantwortet, dass darin nicht die Aufgabe eines analytischen Kommentars besteht. Dem kann ich mich nur anschließen. Es kommt zunächst darauf an, „zu sagen, was ist“, um überhaupt die gesellschaftliche Problemdimension kenntlich zu machen. Wenn die Krise eine Qualität erreicht hat, wie sie seit dem Herbst offensichtlich geworden ist, wird es schwierig, sie in den gesellschaftlichen Kategorien bewältigen zu wollen, die gerade obsolet werden. Alle menschlichen Ressourcen sind reichlich vorhanden, aber sie können nicht mehr in den kapitalistischen Formen mobilisiert werden. Das konnte man einem Teil der Diskussionsbeiträge immerhin entnehmen.
Meinem Verständnis nach wird eine solche Einsicht nur wirksam, wenn sich im Widerstand gegen die zwangsläufig restriktiven Maßnahmen der Krisenverwaltung eine soziale Bewegung herausbildet, die ihren Forderungen Nachdruck verleihen und die Perspektive einer gesellschaftlichen Umwälzung entwickeln kann. Das geht nicht aus dem Stand.
Eine gewisse Prominenz hat in den letzten Jahren die Forderung nach einem allgemeinen Grundeinkommen erlangt, wie sie auch in den Diskussionsbeiträgen thematisiert wurde. Richtig daran scheint mir, dass die Befriedigung der wichtigsten Bedürfnisse von der ohnehin nicht mehr einzeln zurechenbaren „Leistung“ entkoppelt wird. Problematisch ist aber, wenn das in der kapitalistischen Form eines Geldeinkommens geschehen soll, ohne nach den systemischen Bedingungen zu fragen. Dann wird daraus ein kaum tragfähiger „Sozialismus-Ersatz“, weil eine Überwindung des warenproduzierenden Systems als undenkbar erscheint. Schon jetzt ist absehbar, dass die Geldmenge in astronomischer Größenordnung, wie sie allein in den bisherigen „Rettungspaketen“ enthalten ist, nach einer gewissen Inkubationszeit zu einer rapiden Geldentwertung führen wird. Dann wäre auch das Grundeinkommen buchstäblich nichts mehr wert.
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