Saturday, May 18, 2013

Klimawandel und der Computer

Ein merkwürdiges Interview mit dem Mathematikprofessor Claus Peter Ortlieb findet sich hier .
Zunächst ist festzuhalten, daß Ortlieb die Kirche im Dorf läßt mit seiner Zustimmung zu den Klimaforschern. Anders gesagt, auf dieser Basis könnte man noch diskutieren. Ortlieb kritisiert immerhin die Übereifrigen, die ganz genau wissen, wie man unter + 2 Grad bis zum Ende des Jahrhunderts bleibt und wie nicht.

Merkwürdig finde ich aber: Er weist zuerst auf die (allerdings auch nicht neue) Tatsache hin, daß alle tollen Computermodelle immer von den menschlichen Vorgaben abhängen. Dann sagt er plötzlich: Ja er kennt ein paar Forscher, die seriös wirken, und da weltweit Ähnliches herauskommt, wird wohl "was dran" sein. Da muß man schon fragen: WAS ist WORAN dran?

Daß es heutzutage wärmer ist als vor 50 Jahren, dürfte auch kaum ein Klimaskeptiker bezweifeln.
Eine mögliche Erklärung dafür ist der vermehrte Ausstoß von CO2. Da das Klima aber schon immer wärmere und kältere Phasen durchlief, ist das nicht einmal ein Indizienbeweis.
Was bedeutet das nun für die Computerberechnungen? Was wird da eingegeben? Wenn man so tut, als sei Korrelation = Kausalität, dann wird der Computer selbstverständlich das Ergebnis liefern, daß bei weiterhin vermehrtem Kohlendioxidausstoß auch die Temperatur weiterhin steigen wird.
Alles hängt also davon ab, ob man dieser Kausalitätstheorie folgt. Ortlieb sagt nicht, warum dieser gefolgt werden sollte.

Gegen die Kausalität spricht z.B. daß die Korrelation über einen längeren Zeitraum (bis zurück ins 19. Jh.) bei weitem nicht durchgängig zu beobachten ist. Einige Klimaskeptiker sprechen davon, das sei nur zur Hälfte der Fall, aber Statistiken kann man immer verschieden interpretieren.
Desweiteren ist es in Europa seit der Jahrtausendwende wohl nicht wärmer geworden, sondern kälter.
Weltweit betrachtet soll es anders sein, aber das ist umstritten (offenbar wurden einige Meßstationen geschlossen?).

Schließlich gibt es noch die ganz Schlauen wie heute bei Spiegel Online: "Dabei zeigen schon physikalische Grundsätze, dass Treibhausgase die Luft erwärmen." Ich glaube, darüber muß man nicht diskutieren, aber man merkt an solchen Sätzen, daß der Autor die Klimaskeptiker nicht mal ansatzweise gelesen hat.

Um auf Ortlieb zurückzukommen, er hat ja sehr interessante Aufsätze zu Wissenschafts- und Erkenntniskritik veröffentlicht, und es fällt schon auf, daß er dort, wo es wirklich zur Sache geht, seine Grundsätze verläßt. Auch auf meine Anregung vor ein paar Jahren, daß die Mathematikerin Rebecca Culshaw festgestellt hat, bei HIV stimme etwas nicht, das sei ihr bei ihren Computermodellen aufgefallen, ist er nicht eingegangen. Vielleicht ist es doch ein Nachteil, zuviel Theoretisches zu machen. Praktische Konsequenzen scheut man lieber.

Ortlieb ist auch ein ausgezeichneter Kapitalismuskritiker (ich gehe in dieser Hinsicht mit fast allem einig).  Dort dürfte, nicht nur bei ihm, der Hase im Pfeffer liegen. Zu perfekt fügt sich der angebliche menschengemachte Klimawandel in die Untergangsprognosen ein. Meine Probleme sind nun folgende:

1) Man setzt aufs falsche Pferd. Es klingt natürlich komisch, so als würde man auf etwas Negatives hoffen, nur um Recht zu behalten. Aber besorgniserregende Entwicklungen zur Sprache zu bringen, scheint mir zu Argumentationszwecken durchaus legitim zu sein. Nur sollten es die richtigen sein.
Stellt sich einmal definitiv heraus, daß der anthropogene  Klimawandel Quatsch ist, dann wird es heißen, den linken Ökospinnern glauben wir schon gar nichts mehr.

2) Es werden falsche Maßnahmen ergriffen, die tatsächlichen Bedrohungen übersehen etc..

Alles in allem: Jappe lesen. In seinem Aufsatz von 2001 steht drin, worum es wirklich geht (wenngleich er damals noch nicht alles wissen konnte). Gene Werte Bauernaufstände .
Für mich kein Zufall, daß speziell dieser Text auf interne Kritik bei der Gruppe krisis stieß.