Tuesday, June 12, 2012

Lügen und Krieg, Medien und Gauck

12. Juni 2012, und die Welt wird irrer.

stern.de zu Syrien: "Der Westen wird nicht mehr lange zuschauen können."

Liebe Freunde vom stern: Der Westen schaut schon lange nicht mehr zu, sondern schürt mit Waffen und Propaganda den Konflikt nach Kräften. Letztlich soll Syrien wie schon Libyen geschluckt werden. War jetzt nicht SO schwer, oder? (Selbst für Journaillenhirne)


Bundespräsidentendarsteller Joachim GAUck: "Und dass es wieder deutsche Gefallene gibt, ist für unsere glückssüchtige Gesellschaft schwer zu ertragen."
Er hatte sich wohl gewundert, daß es immer noch Leute gab, die ihn nicht durchschauten. Darum hat er jetzt nachgeholfen: Keiner kann nun mehr sagen, wir wüßten nicht, mit welch einer Figur wir es bei ihm zu tun haben...

Saturday, June 09, 2012

Permakultur?

Vor einiger Zeit habe ich Lierre Keith zitiert: "Der Ackerbau ist raubtierhaft; was er frißt sind Ökosysteme, und er verschlingt sie ganz."

Das hat mir gefallen, obwohl natürlich Fragen aufkommen: Müßte man nicht zwischen unterschiedlichen Arten/Formen des Ackerbaus unterscheiden? Und: Wie kriegt man ohne (oder bei deutlicher Reduzierung von) Ackerbau die 7 Milliarden Leutchen satt?

Ich habe mir dann ihr Buch "The vegetarian myth" geholt. Dort habe ich als erstes nach Beantwortung der Frage gesucht, wie sie die Weltbevölkerung ernähren will. Nun, was ich fand war: Wir haben mind. 6 Milliarden Menschen zuviel auf der Erde. Und wenn man sofort, konkret und persönlich, einen Betrag zur Verbesserung der Welt leisten möchte: Solle man doch bittschön keine Kinder machen.

Natürlich darf man diese Haltung nicht in einen Topf werfen mit (z.B.) derjenigen der kürzlich verstorbenen Biologin Lynn Margulis: "Vor allem versuche ich nicht, Leben zu retten. Die Bevölkerungsexplosion auf der Erde gefällt mir nicht". (Interview mit Labourjournal 2002). Lierre Keith WILL ja gerade Leben retten, nämlich u.a. indem sie den Menschen Fleischgenuß empfiehlt. (Sie beschreibt sehr eindringlich - und typisch amerikanisch, wenn man so will - wie sie das erste Mal nach ca. 20 Jahren wieder Fleisch aß: Das Gefühl von "FINALLY BEING FED"). Nein, Keith will es rein über die Geburtenrate regeln.

Sicherlich macht sie auch noch andere Vorschläge, "to save the world", aber dieser Ansatzpunkt, daß wir eigentlich schon 6 Milliarden zuviel sind für wirklich ökologische Lösungen, sagt mir, daß sehr wahrscheinlich schon was schiefgelaufen ist in ihrem Denken.

So habe mir gleich das nächste Buch geholt, eine Einführung in die sog. Permakultur. Da ich nur wenig darüber gelesen hatte, war ich zunächst gespannt: Geht das mit Tieren oder ohne? Sehr beruhigend ist die Auskunft:

"Permakultur-Systeme können vegan, lacto-vegetarisch oder fleischorientiert geprägt sein. Die persönliche Lebenseinstellung der Bewohner entscheidet darüber. Natürlich sind Grausamkeiten, wie sie in Tierfabriken praktiziert werden, nicht zu akzeptieren. Es kann aber ökologische Vorteile bringen, Haustiere auf dem Hof zu halten..."
Und die Frage, ob Permakultur die Welt ernähren kann, taucht bei "Antworten auf häufig gestellte Fragen" gleich als erstes auf. Dazu heißt es u.a.:
"Permakultur ist sicher nachhaltig. Aber wie kann man damit genug produzieren, um uns alle zu ernähren?
Vor allem durch Gartenbau statt Landwirtschaft. Ein Hektar kultiviertes Land in China produziert neun Mal so viele Kalorien wie ein Hektar in den USA. Der Schlüssel dazu liegt im Maßstab. Die chinesische Landwirtschaft ist etwas, das wir eher als Gartenbau bezeichnen würden. Sie beruht auf sehr kleinen Landflächen, auf denen sehr viele Menschen und sehr wenige Maschinen arbeiten. Die nordamerikanische Landwirtschaft beruht auf sehr großen Flächen mit einem Maximum an Maschinen und Chemikalien und so wenigen Menschen wie möglich. Das amerikanische System ist sehr produktiv, was den Gewinn angeht. (Obwohl dieser vor allem den Herstellern der Maschinen und Chemikalien sowie den Lebensmittelverarbeitern zugute kommt, weniger den Farmern.)

Aber das chinesische System produziert viel Nahrung. Das liegt daran, daß die Menge menschlicher Aufmerksamkeit pro Quadratkilometer mit großem Abstand der wichtigste Faktor für den Ertrag ist. Das soll nicht heißen, wir müßten die sehr arbeitsreichen Methoden einführen, die in Ländern wie China oft zum bäuerlichen Leben dazugehören. Permakulturentwürfe und -methoden können dem Landbau viel Arbeit nehmen..."

Natürlich merkt der Autor auch, daß all diese Konzepte nicht in unser Weltwirtschafssystem passen und träumt wie so viele von "Alternativwährungen" uä.. Das beruht auf einem mangelnden Verständnis des Kapitalismus, bzw. der ("unschuldigen") "Marktwirtschaft", die man fälschlicherweise glaubt vom ("bösen") Kapitalismus abkoppeln zu können.

Thursday, June 07, 2012

Das System, Schuldige und Sündenböcke

Zitat Robert Kurz ("Marx lesen" - aus dem Jahr 2000):
Konkurrenz, künstlich erzeugter Überlebenskampf, Krisen usw. treiben die Potenz der Barbarei hervor, aber praktisch vollstreckt werden muß diese Barbarei von den handelnden Menschen, also auch durch ihr Bewußtsein hindurch. Und deshalb sind die Individuen auch subjektiv verantwortlich für ihr Tun, der häßliche Manager und der schmutzige Politiker ebenso wie andererseits der rassistische Arbeitslose und die antisemitische alleinerziehende Mutter.

Damit ist schon viel gesagt zum Verhältnis Systemkritik und persönlicher Schuldzuweisung. Heutzutage hat Letztere auf wertkritischen Seiten wie exit-online.org (wo Robert Kurz der "produktivste" Mann ist) kaum noch Konjunktur, sondern gilt eher als regressive Kapitalismuskritik (bis hin zum Vorwurf des "strukturellen Antisemitismus"); offensichtlich gibt es eine Hinwendung zu antideutschen Positionen, die sich durch unhaltbare "pro-israelische" Statements ebenso verrät wie auch durch die jüngsten Veröffentlichungen im Magazin "konkret" (zwar kann "konkret" m.E. nicht als antideutsch bezeichnet werden, ist aber recht offen für derartiges Gedankengut). Daher würde ich bezweifeln, daß Robert Kurz heute noch Ähnliches schreiben würde wie im Jahr 2000, das ändert aber nichts an der Richtigkeit des damals Gesagten.

Richtig ist auch, daß persönliche Haftbarmachung nicht ohne einen Blick auf den gesellschaftlichen Hintergrund geschehen sollte. Wichtig erscheint mir hier der Begriff der Austauschbarkeit: Wenn jemand die kapitalistische Logik auf Kosten z.B. von sozial schwachen Menschen vollstreckt, dann gilt beides, er ist schuldig, aber der Exekutor ist austauschbar. Wenn die gesellschaftliche Situation reif dafür ist, findet sich immer ein Exekutor. D.h. der Zorn auf diesen darf nicht die eigentlichen Ursachen überdecken.

Im Grunde gilt hierbei für die Finanzmärkte dasselbe wie für die "Realwirtschaft": Wenn ein Ackermann fragwürdige Finanzprodukte anbietet, ist er dafür ebenso zu kritisieren wie der Pharma-Boss, der Kinder mit einer verbrecherischen HPV-Impfung überziehen will. BEIDE Handlungen folgen der Logik und dem Druck des Kapitalismus.

Es sind m.E. aber Differenzierungen nötig. Wird z.B. Hartz IV gekürzt, gilt oben Gesagtes uneingeschränkt. Wird hingegen die Kreditwirtschaft und Spekulation angeheizt, wie seit ca. 20 Jahren geschehen, dann kommt es zunächst auf die richtige Analyse an, die ebenfalls von EXIT!, ebenso von Krisis (krisis.org) und den Streifzügen (streifzuege.org) geleistet wird: Daß nämlich ein Weiterleben des Kapitalismus auf halbwegs anständigem Niveau seit geraumer Zeit nur noch durch die Aufblähung des Finanzsektors gewährleistet wurde. Hierzu hätte es keine bessere Alternative gegeben (sofern man den Kapitalismus nicht ganz abschaffen will, was ja nie auf der Tagesordnung stand). Die Kritik an den "unregulierten" Finanzmärkten sowie an der Spekulation und der "Gier" ist daher mit Vorsicht zu genießen; will man damit die Krise erklären, werden Ursache und Wirkung verwechselt.

Ja aber, wandte Konstantin Wecker kürzlich sinngemäß ein, wenn einige Leute richtig viel Geld haben, und damit richtig viel Macht, das ist doch gefährlich, undemokratisch usw.. Das ist ein richtiger und wichtiger Gesichtspunkt: Die Akteure sind zwar alle dem gleichen System unterworfen. Aber nicht in gleicher Weise! Es ist doch ein großer Unterschied, ob man oben oder unten mitschwimmt....Was das genau bedeutet, ist mir aber nicht ganz klar. Der Klassenkampf mag überholt sein, aber Robert Kurz selbst spricht ja von einer "Massenbewegung", die erforderlich wäre. Und da es "da oben" keine "Masse" gibt...?!